„Reformation ins Spiel gebracht“ - ein Konfitag im mittelalterlichen Sommerhausen

Mit insgesamt rund 220 Konfirmand*innen aus unserem Dekanat und 80 Schauspieler*innen in historischen Kostümen wurde am 7. Oktober 2022 der Altort von Sommerhausen ins Mittelalter zurückversetzt. Unsere sechs teilnehmenden Konfirmand*innen konnten bezeugen, wie sich das unterdrückte Bauernvolk zur Zeit Martin Luthers gegen die mächtige Kirche und den Adel auflehnte.

Die Ideen Martin Luthers drangen zu dieser Zeit immer weiter nach Mainfranken vor. Die Jugendlichen hatten die Aufgabe, diese Ideen gegen alle möglichen Widerstände in Sommerhausen zu verbreiten. Nach einer kurzen Einführung in das mittelalterliche Rollenspiel und der Verteilung der Rollen – Taschen- und Fahnenträger, Chronist, Kämmerer, Kartenleser – ging es ausgestattet mit Fahne, Tasche, Karte und einem Lederbeutel mit Kupfer- und Silberlingen, zum ersten großen Anspiel vor die Bartholomäuskirche. Bauern, Mönche, Bürger*innen, Nonnen und Pilger*innen standen gespannt wartend inmitten der Konfis vor der Kirche, als die hohe Geistlichkeit, der Adel mit Soldaten, Büttel und Musikant*innen eintrafen. Tetzel versuchte nun seine Ablassbriefe gegen bare Münze unters Volk zu bringen. Einzelne Gegenstimmen aus dem Volke wurden laut. Im Anschluss begann der aktive Teil für die Konfis. In drei Themenbereichen mussten verschiedene Aufgaben gelöst werden. Das ging nur in Teamarbeit: Ein Bibelvers musste aus dem Lateinischen ins Deutsche übersetzte werden, in der Druckerei gesetzt und gedruckt werden. Eine der 95 Thesen Martin Luthers musste in eigenen Worten formuliert werden, dann in kalligraphischer Schönschrift mit Feder und Tinte gestaltet und an die Kirchentür genagelt werden. Die Konfis wurden dann auch noch in die heftigen Auseinandersetzungen zwischen aufständischen Bauern und Adel hineingezogen. Aus unserer Gruppe wurden zwei Konfis von den Bütteln verhaftet und in den Kerker verbracht. Nun waren eine Strategie und ein guter Plan gefragt, wie man die beiden aus dem Kerker frei bekommen konnte – an den Wachen vorbei. Hier wurde die reformatorische Kernfrage „Was bedeutete Freiheit“ ganz konkret erlebbar. Bei allen Aufgaben galt es, Personen zu finden, die mit gutem Rat helfen konnten. Benötigte Hilfsmittel mussten erworben werden. Vorsicht war immer geboten, denn die Büttel waren unterwegs und bestraften jedes Zuwiderhandeln gegen die Obrigkeit mit Liegestützen, Singen von Liedern oder auch Aufenthalt im Kerker. Nach der Befreiung unserer beiden Gefangen, die dies alles übrigens unbeschadet überstanden haben, trafen sich alle Beteiligten zum einem gemeinsamen Abschlussgottesdienst in der Bartholomäuskirche. Hier wurde das Thema Freiheit noch einmal aufgegriffen und vom Mittelalter in die heutige Zeit gebracht. Wir – Susanne Hötzel und Heike Koberger – waren stolz auf unsere kleine Truppe, die als Team gezielt und konzentriert zusammen Lösungen erarbeitete und ausführte, den Bütteln des Öfteren geschickt aus dem Weg ging und sich ihnen auch schon mal tapfer entgegenstellte.

Heike Koberger